Wie kommt Sulfat ins Trinkwasser?

Wie kommt Sulfat ins Trinkwasser?

Sulfate sind in Wasser natürlich enthalten. Vor allem der Abbau der Braunkohle erhöht die Werte. Diese stellen vor allem für die Leitungsinstallationen ein Problem dar, da sulfatreiches Wasser selbst Stahlrohre und Beton angreift. Wir informieren Sie über die Hintergründe und Folgen hoher Sulfatbelastung im Trinkwasser.

Was ist Sulfat?

Als Sulfate bezeichnet man die Salze der Schwefelsäure. In der Natur findet man sie vor allem in Form von Gips (Calciumsulfat). Sulfate sind gut wasserlöslich und in jedem Grund- und Oberflächenwasser vorhanden. Für die menschliche Gesundheit sind Sulfate unabdingbar, da der Stoffwechsel sie für eine Vielzahl von Funktionen benötigt. Dazu gehört die Bildung von Knorpel, Haut, Haaren und Nägeln.

Sulfat und Gesundheit

In vielen natürlichen Heilquellen finden sich hohe Sulfatwerte über 1.200 Milligramm pro Liter, die dem Wasser einen charakteristischen, leicht bitteren Geschmack verleihen. Gesundheitlich bedenklich sind solch hohe Konzentrationen nicht, sie haben jedoch einen abführenden Effekt, der bei Heilwassern mitunter erwünscht ist. Sehr hohe Dosen können zu Erbrechen führen.

Besonders bedenklich sind dauerhaft hohe Sulfatwerte im Trinkwasser für Säuglinge und Kleinkinder. Osmotische Durchfälle entstehen durch Entzug von Wasser in den Darm und treten in dieser Altersstufe bereits ab 500 Milligramm pro Liter auf. Dauerhaft ist solches Wasser für die Zubereitung von Säuglingsnahrung ungeeignet.

In der Natur beeinträchtigen hohe Sulfatwerte die Lebensgemeinschaften im Wasser wie Libellen, Köcherfliegen oder Muscheln und Krebse. Steigt die Sulfatkonzentration über 1.000 Milligramm pro Liter, droht eine osmotische Belastung der Wasserorganismen.

Wie kommt es zu erhöhten Sulfatwerten im Wasser?

Erhöhte Sulfatwerte sind anthropogen bedingt und vor allem eine Folge des Tagebaus. So erhöht der Braunkohleabbau in der Lausitz nachhaltig die Sulfatmengen in der Trinkwasserversorgung der Hauptstadt Berlin. Durch Absenkung des Grundwasserspiegels gelangt Sauerstoff an Gipsvorkommen, die oxidieren und bei neuerlichem Anstieg des Grundwassers Sulfat freisetzen. Ähnliches gilt für die lokal vorhandenen Vorkommen der sulfathaltigen Mineralien Pyrit und Markasit.

Gesetzliche Regelungen zu Sulfat im Wasser

Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) sieht für Sulfat einen Grenzwert von 250 Milligramm pro Liter vor und bemerkt, dass Leitungswasser nicht korrosiv wirken darf. Dabei sind Konzentrationen bis 500 Milligramm pro Liter duldbar. Die Grundwasserverordnung (GrwV) hat man diesem Wert angepasst, sodass auch hier ein Grenzwert von 250 Milligramm pro Liter gilt. In der Oberflächengewässerverordnung (OgewV) gibt es einen Orientierungswert von 200 Milligramm pro Liter, aber keinen gesetzlichen Grenzwert.

Sulfathaltiges Wasser wirkt korrodierend

Das Hauptproblem mit hohen Sulfatwerten im Leitungswasser liegt in der Korrosion der Leitungssysteme. Sulfat greift sogar Beton und Stahlrohre an, ebenso verzinkte Leitungssysteme und Kupferleitungen. Kupferrohre und die bis 1973 verbauten Bleirohre setzen unter dem Einfluss von Sulfaten Schwermetalle frei, die für die menschliche Gesundheit wesentlich bedenklicher sind als Sulfat selbst.

Was passiert bei Überschreitung des Grenzwertes bei der Trinkwasseraufbereitung?

Kommt es in Oberflächenwasser oder Grundwasser zu Überschreitungen des Grenzwertes, muss es der Wasserversorger so mit dem anderer Provenienz mischen, dass sich die Höchstwerte im ausgelieferten Trinkwasser einhalten lassen. Meist muss dafür Grundwasser auf Kosten des natürlichen Grundwasserspiegels herhalten. Technisch ist eine Entfernung über Ionenaustauscher oder Nanofiltrationsanlagen möglich, was jedoch die Wasserpreise deutlich verteuern würde. Jede Nichteinhaltung von Grenzwerten haben die Wasserversorger unverzüglich dem örtlichen Gesundheitsamt mitzuteilen. Dieses entscheidet darüber, ob eine Gefahr für die menschliche Gesundheit besteht und ob das Wasser weiterhin verwendbar ist. Das Umweltbundesamt gibt einen Orientierungswert von 500 Milligramm pro Liter vor, bei dem sich bis zu einem Zeitraum von zehn Jahren keine Gesundheitsgefährdung ergeben soll.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

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