Was ist ein Mausarm?

Was ist ein Mausarm?

Als Mausarm oder Maushand bezeichnet man Schmerzen in Hand, Arm, Schulter und/oder Nacken infolge sich ständig wiederholender Bewegungsmuster. Im Englischen spricht man vom Repetitive Strain Injury Syndrom (RSI), einem Krankheitsbild durch repetitive Beanspruchung. Im Büro sind stundenlange eintönige Bewegungen mit der Maus die Hauptursache. Daher gilt die Erkrankung als typische Sekretärinnenkrankheit und ist an Arbeitsplätzen mit Computern weit verbreitet.

Wie entsteht ein Mausarm?

Mittlerweile weiß man, dass Maushand nicht zwangsläufig mit Karpaltunnelsyndrom und Sehnenscheidenentzündungen zu tun hat. In vielen Fällen sind keine Entzündungsreaktionen feststellbar. In erster Linie handelt es sich um eine zunehmende Degeneration überlasteter Sehnen.

Sehnen, Muskeln und Knochen sind höchst dynamische Gebilde und passen sich wechselnden Belastungen problemlos an – wenn man ihnen dafür ausreichend Zeit lässt. Dauerstress führt dazu, dass neu gebildetes Kollagen, das den überwiegenden Teil des Sehnengewebes stellt, weniger geordnet in die Fasern eingebaut wird. Das setzt die Beweglichkeit der nicht mehr spiegelglatten Sehnenoberfläche innerhalb der Sehnenscheiden herab und führt auf Dauer zu Schmerzen.

Dabei beschränkt sich der Mausarm nicht auf eine reine Sehnenerkrankung (Tendopathie): Zusätzlich sind Muskeln, Gelenke, Nerven und Gefäße durch sich wiederholende Bewegungen und Fehlbelastungen betroffen. Jede Schädigung seiner sonst perfekt kooperierenden Komponenten beeinträchtigt den gesamten Arm und führt zu weiteren Beeinträchtigungen seines Bewegungsapparates.

Welche Symptome treten bei Mausarm auf?

Mausarm bedeutet nicht, dass sich die Beschwerden auf den Arm begrenzen. Ebenso sind Hand, Schulter und Nacken beeinträchtigt. Meistens beginnt es mit Kribbeln und Missempfindungen der betroffenen oberen Extremität. Später kommen Schmerzen hinzu, die sich zunächst bei Schonung des Arms bessern. In diesem Stadium sollte man über Gegenmaßnahmen wie vermehrte Bildschirmpausen oder Bewegungsübungen nachdenken, denn frühzeitige Intervention verhindert Schlimmeres.

In fortgeschrittenen Stadien wird aus vorübergehenden Schmerzen selbst im Ruhezustand ein Dauerschmerz. Hinzu kommen steifer Nacken, gestörte Koordination, Muskelschwäche und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Gelenke. Mit der Zeit werden die Beschwerden so dramatisch, dass Beruf wie Privatleben erheblich eingeschränkt sind und dauerhafte Arbeitsunfähigkeit droht.

Ist Mausarm eine Berufskrankheit?

In vielen Ländern ist das der Fall, wohingegen man sich in Deutschland mit einer entsprechenden Anerkennung schwertut. In den USA und in Großbritannien gilt der Mausarm inzwischen als Berufskrankheit Nummer Eins im Büro.

Da bisher keine Einigung auf einheitliche Diagnosekriterien möglich war, verwenden Ärzte für Krankschreibungen anstelle von Maushand ähnliche Krankheitsbilder wie Karpaltunnelsyndrom, Sehnenentzündungen oder Sehnenscheidenentzündung.

Auf Dauer wird das den erheblichen Beschwerden und Beeinträchtigungen nicht gerecht. Daher drängen Arbeitsmediziner und Betriebsärzte auf Anerkennung von Mausarm als Berufskrankheit.

Ebenso berücksichtigt die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen immer häufiger mögliche Risikofaktoren eines Mausarms. Ein ausgearbeitetes betriebliches Gesundheitsmanagement empfiehlt Pausen und Bewegungsübungen am Bildschirmarbeitsplatz.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  • Clemens Conrad: RSI-Syndrom, Mausarm, Tennisarm: Erfahrungsbericht & Behandlungshinweise. 2. Auflage. CreativeSpace Independent Publishing 2016. ISBN-10: 1539547957.
  • Van Tulder M, Malmivaara A, Koes B: Repetitive strain injury. Lancet. 2007 May 26;369(9575):1815-1822. doi: 10.1016/S0140-6736(07)60820-4. Review.
  • Cheung JP, Fung B, Ip WY, Chow SP: Occupational repetitive strain injuries in Hong Kong. Hong Kong Med J. 2008 Aug;14(4):296-302. Review.
  • Konijnenberg HS, de Wilde NS, Gerritsen AA, van Tulder MW, de Vet HC: Conservative treatment for repetitive strain injury. Scand J Work Environ Health. 2001 Oct;27(5):299-310. Review.
  • Bild von William Iven auf Pixabay
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