Schleckermäulchen Mensch - Warum wir Zucker lieben

Schleckermäulchen Mensch - Warum wir Zucker lieben

Zucker gerät gesundheitlich zusehends in Verruf, seit uns scheinbar unbegrenzte Mengen zur Verfügung stehen. Rohrzucker und andere Mono- und Disaccharide werden Nahrungsmitteln, insbesondere Getränken, beigemischt, um sie für uns leckerer zu machen. Süßes wussten bereits unsere tierischen Vorfahren zu schätzen, aber das aktuelle Übermaß wird zum Gesundheitsproblem.

Warum ist Zucker so verlockend?

Es ist kein Wunder, dass unsere äffischen Verwandten Früchte lieben. Banane & Co. liefern, was in Nahrungsmitteln eher selten zu finden ist: Mono- und Disaccharide. Während langkettige Kohlenhydrate wie Stärke als Speicherstoff und Zellulose als Baumaterial weit verbreitet sind, sind Einfach- und Zweifachzucker seltener. Pflanzen setzen sie gezielt ein, um mit Nektar Bestäuber anzulocken und mit leckeren, saftigen Früchten für die Verbreitung ihrer Samen via Darmpassage zu sorgen. Tiere wissen das zu schätzen, denn der Geschmackssinn signalisiert ihnen Schnell verfügbare Energie - Iss, soviel du kannst!

Zellulose und Ähnliches als Treibstoff zu verwenden ist wesentlich schwieriger - das können nur Bakterien. Daher halten sich Wiederkäuer im Pansen mikrobielle Untermieter, die das Gras aufschließen und die darin enthaltenen Kohlenhydrate für die Kuh verwertbar machen.

Fruchtzucker und Traubenzucker können wir besonders gut verwerten

Beim Menschen beschränkt sich die Verwertbarkeit langkettiger Kohlenhydrate auf Stärke und ihre Verwandten. Umso lieber sind ihm Mono- und Disaccharide. Schon die Steinzeitmenschen plünderten die Honigvorräte wilder Bienenvölker, und bis in die Neuzeit blieb Honig das einzige Süßungsmittel. Er besteht vor allem aus Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker).

Erst mit den ersten Zuckerrohrplantagen in der Karibik änderte sich das. Plötzlich standen Unmengen Rohrzucker (Saccharose) zur Verfügung, ein Disaccharid aus Glukose und Fruktose. Es in seine beiden Bestandteile zu zerlegen ist für unseren Körper kein Problem.

Glukose ist einer der besten Brennstoffe für den Energiestoffwechsel - selbst ohne Sauerstoff lässt sich daraus durch Gärung Energie gewinnen. Die Ausbeute ist wesentlich höher, wenn die Mitochondrien in ihrer Atmungskette den Zucker mit Sauerstoff zu Kohlendioxid und Wasser verheizen.

Die Dosis macht, dass ein Ding ein Gift sei

All diese Vorgänge im Hintergrund interessieren uns wenig, wenn wir Süßes wittern. Schnell verfügbare Energie steht bei den Nahrungsvorlieben ganz oben. Dass uns allerdings irgendwann solche Mengen zur Verfügung stehen würden, war in unserem Konstruktionsplan so nicht vorgesehen. Mit diesem Zuviel sind Krankheiten vorprogrammiert.

Zucker in der Lebensmittelindustrie

Kauft man aufbereitete Lebensmittel, kommt man um Zucker nicht herum. Er lauert sogar da, wo die Wenigsten ihn erwarten. Kartoffelchips enthalten mehr Zucker als Salz. In allen Sauerkonserven vom Sauerkraut bis zur Gewürzgurke finden sich Glukosesirup und andere Süßungsmittel. Schaut man sich die Zuckermenge in einer Limonade umgerechnet in Zuckerwürfeln an, ahnt man, was man da täglich zu sich nimmt. Sogar die vermeintlich gesunden Säfte strotzen vor den Dickmachern.

Warum ist überall Zucker drin? Schmeckt die Zunge süss - sauer - salzig gleichzeitig, ist das Gehirn sehr erfreut. Das wird fast zur Sucht, und der Verbraucher kauft mehr davon - egal ob Schokolade gegen Frust oder eine Tüte Chips für den Fernsehabend.

Die bösen Folgen von zu viel Zucker

Der Körper hat in früheren Tagen gelernt, das meist kurzfristige reiche Nahrungsangebot auszunutzen und sorgt mit Fettreserven für schlechte Zeiten vor. In unserer heutigen Zeit werden die Pölsterchen zu Polstern und Rettungsringen und damit zum Problem. Bewegungsmangel durch vorwiegend sitzende Tätigkeiten und Motorisation verhindert den Abbau der fleißig gesammelten Vorräte. Passive Freizeitgestaltung, ungeregelte Mahlzeiten und Fast Food tun ihr Übriges.

Die Folge ist Fettleibigkeit (Adipositas). Dick und gemütlich wäre nicht so schlimm, wenn das nicht weitere Folgeerkrankungen nach sich ziehen würde: Insbesondere das innere Bauchfett wirbelt den Kohlenhydrat- und Fettstoffhaushalt durcheinander und sorgt für Diabetes und entgleisende Blutfettwerte.

Beide verursachen Bluthochdruck und begünstigen Arterienverkalkung. Die Arteriosklerose schädigt die Blutgefäße und gilt als Killer Nummer Eins in der westlichen Welt, denn sie ist der Haupt-Risikofaktor für Schlaganfall und Herzinfarkt, begünstigt Demenz und viele weitere Erkrankungen.

Wie viel Zucker sollte man essen?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt weniger als zehn Prozent der gesamten Energiezufuhr mit freien Zuckern zuzuführen - das entspräche etwa 50 Gramm am Tag. Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist das bereits zu viel: Sie hält die Hälfte davon für angebracht.

Gerade an Getränken lässt sich viel Zucker sparen - verzichten Sie auf Cola & Co. und löschen Sie Ihren Durst öfter mit Mineralwasser oder einfachem Leitungswasser. Ein gesünderes Getränk werden Sie nicht finden.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

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